So sehen unsere Schüler August Sanders Bilder

 

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August Sander: Handlanger, 1929

August Sander: Handlanger, 1928

Das Foto von dem Handlanger gefällt mir sehr gut.

Der Mann hat ein sehr nettes Gesicht und eine gute Ausstrahlung. In dem Moment, als er fotografiert wird, denkt er sich: ‘Mach´ hin! Es ist schwer und ich muss weiter arbeiten.’ Der Mann ist liebevoll, tapfer und zeigt viel Stärke.

Er ist stolz auf seine Arbeit. Sie macht ihm zwar zu schaffen, aber er schafft es. Er ist froh, dass er Arbeit hat.

Zum großen Teil sehen die Leute auf dem Bau heutzutage auch noch so aus. Bei diesem Foto denke ich an die vielen Leute, die auch heute noch schwer arbeiten müssen, um das Geld für den Lebensunterhalt zu verdienen. Dabei ist solche Hilfsarbeit meist unterbezahlt.

Ich bewundere den Menschen auf dem Foto und alle Menschen, die solch einen harten Job überhaupt machen können.

Das Foto gefällt mir auch, weil es einen Menschen darstellt, der Arbeit hat, wo doch so viele Menschen auf der Welt arbeitslos sind.

Sandra, BQ 66

 

 

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August Sander: Arbeitslos, 1928

Ich mag das Foto von dem Arbeitslosen. Ich kann mir genau vorstellen, wie es dem Mann geht. Er will arbeiten. Aber es gibt keine Arbeit. Darum guckt er traurig.

Der Mann guckt nicht in die Kamera, weil er sich schämt, dass er keine Arbeit hat. Vielleicht lebt er auf der Straße. Er sieht arm aus. Aber er ist anständig.

Ich kenne das. Ich suche auch Arbeit und finde keine. Aber mir geht es auch besser als ihm. Ich habe eine Wohnung.

Ich kann gut verstehen, wie der Mann auf dem Foto sich fühlt.

Patrick, BQ 66

 

Das Foto des Arbeitslosen erinnert mich daran, dass ich so nicht leben will.

Er sieht unglücklich und traurig aus. Er schämt sich und es ist ihm peinlich, dass er keine Arbeit hat. Darum guckt er nicht in die Kamera.

Vielleicht hat er sein Leben nicht mehr im Griff. Vielleicht hat er seine Wohnung verloren, und seine Frau hat ihn verlassen. Sein Leben ist zur Zeit trostlos. Aber vielleicht findet er ja irgendwann Arbeit.

Ich hoffe es für ihn.

Christian, BQ 66

 

 

August Sander: Konditor, 1928

August Sander: Konditor, 1928

Das Foto gefällt mir, weil der Konditor so schön dick ist und ein komisches trauriges Gesicht macht. Er ist dick, weil er sehr viel genascht hat in seinem Leben. Sein Gesichtsausdruck ist ernst und ein bisschen grimmig, aber auch etwas nachdenklich. Er denkt bestimmt: Was mache ich hier nur? Aber er ist auch stolz auf seinen Topf und seinen Rührlöffel.

Dieser Konditor fühlt sich nicht so ganz wohl in seiner Haut, glaube ich. Er hat keinen freundlichen Blick. Er wirkt auf mich wie ein harter Stein.

So grimmig sehe ich auch manchmal aus, wenn ich zum Beispiel viele Hausaufgaben erledigen muss.

Christopher, BB 66

 

 


 

 

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August Sander: Junge Mutter, bürgerlich, 1926

Mir gefällt das Foto sehr gut, weil die Mutter mit dem Kind glücklich aussieht.

Das Foto erinnert mich ein bisschen an mich selbst und meinen Sohn. Ich bin auch eine junge Mutter, mein Sohn ist eineinhalb Jahre alt. Manchmal sitze ich auch so da, beobachte ihn und denke, dass es ein kleines Wunder ist, wie so ein kleiner süßer Mensch entsteht. Er ist unschuldig und man muss ihn beschützen.

Die junge Mutter auf dem Foto sieht zwar glücklich aus, hat aber auch irgendwie einen nachdenklichen oder sogar traurigen Ausdruck im Gesicht. Sie hat zwar keine Geldsorgen, denke ich, weil sie „bürgerlich" ist, aber vielleicht arbeitet der Mann oder der Vater des Kindes viel, und sie sehen sich nicht so oft. So ist es bei mir, mit dem Unterschied, dass wir nicht so viel Geld haben. Was die junge Mutter wirklich denkt, kann man dem Gesicht nicht ablesen. So wie das Baby lächelt, ist es glücklich und unbeschwert.

Janine, BQ 66

 

 

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August Sander: Revolutionäre [Alois Lindner,
Erich Mühsam, Guido Kopp], 1929

Als ich dieses Foto gesehen habe, habe ich sofort Erich Mühsam darauf erkannt. Er ist der mittlere von den drei Männern. Ein Foto von Erich Mühsam habe ich zum ersten Mal auf einer Demonstration zu seinem Todestag gesehen. Da wurden Broschüren über ihn verteilt. Von daher weiß ich, dass Erich Mühsam Schriftsteller war. Er hat auch als Journalist Artikel geschrieben. Er war Revolutionär. Er wollte die Welt verändern.

1933 ist Erich Mühsam mit anderen Schriftstellern von den Nazis verhaftet worden. Er wurde im KZ Sachsenhausen in Oranienburg umgebracht.

Auf dem Foto sieht er sehr ernst und nachdenklich aus, teilweise sogar misstrauisch. Erich Mühsam und seine Freunde auf dem Foto tragen alle eine Nickelbrille. Dadurch sehen sie aus, als ob sie viel denken, nicht nach körperlicher Arbeit. Sie tragen typische Alltagskleidung. Nur Erich Mühsam trägt eine Krawatte. Vielleicht wollen sie so normal aussehen wie alle. Heute wollen sich viele Schriftsteller in der Kleidung bewusst von anderen absetzen. Alle drei machen ein ernstes Gesicht, als sie fotografiert werden.

Tobias, BQ 66 e

 

 

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August Sander: Bauer beim Säen, 1952

Das Foto erinnert mich an das, was mir meine Oma erzählt hat, wie die Bauern früher arbeiteten, als sie in der Nähe von Küstrin lebte.

Der Bauer auf dem Foto wurde während des Zweiten Weltkriegs in Deutschland fotografiert. Die Bauern waren arm, aber froh, dass sie ein bisschen Acker hatten. Es war schwer, woanders Arbeit zu finden. Da mussten sie auf dem Feld arbeiten und mit der Hand den Samen ausstreuen. Die Bauern hatten früher keine Maschinen wie heute. Sie waren froh, dass sie etwas hatten, anderen ging es schlechter.

Heute gibt es nicht mehr so viele Bauern. Aber es ist immer noch schwere körperliche Arbeit, auch wenn man moderne Maschinen hat.

Vicky, BQ 66e

 

 


 

 

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August Sander: Bauernmädchen, 1925

Ich träume so vor mich hin und denke, was für ein schönes Bild das ist, mit den Bauernmädchen in gleichen schwarzen Kleidern, der gleichen Haarfrisur und der gleichen Armbanduhr.

Ich frage mich, warum nur das eine Mädchen eine Rose in der Hand hat. Vielleicht hat es sie auf der Wiese gefunden oder geschenkt bekommen.

Beide Mädchen sind fröhlich und lustig.

Ich finde das Bild schön, weil es Wärme ausstrahlt.

Nicole M., BQ66e

 

Das bin ich mit meiner großen Schwester. Ich bin gerade mal 11 Jahre alt, meine Schwester ist 14 und für mich das Beste auf der Welt. Unser Vater ist sehr streng und unsere Mutter hat so viel zu tun, dass sie sich gar nicht um uns kümmern kann. Aber meine Schwester ist ja da.

Wenn mein Vater gerade vom Acker kommt und uns spielen sieht, dann kriegt meine Schwester Prügel, weil sie die ältere ist. Mein Vater will nämlich, dass wir so wie unsere Mutter ständig putzen und kochen und kaum Zeit für andere Sachen haben.

Wenn Vater und Mutter sich manchmal streiten, ist es ganz schlimm. Dann gehe ich zu meiner Schwester ins Bett, weil ich mich fürchte. Oft sind wir dann, wenn wir morgens wieder am Tisch sitzen, die glücklichste Familie der Welt.

Vor kurzem waren wir mit Mutter zusammen in einer anderen Stadt in einem Laden, wo es sooo wunderschöne Kleider gab. Wir durften uns jeder eins aussuchen und haben das gleiche Kleid genommen. Dann kündigte uns Vater einen Fotografen an, der uns fotografieren sollte. Ob es wichtig sei, fragten wir. 'Klar, meinte Vater, ´es ist schließlich der Fotograf August Sander!'.

Mandy S., BQ 77

 

 

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August Sander: Berliner Kohlenträger, 1929

Mich interessiert das Foto. Es sagt mir, dass es körperlich schwere Arbeit ist, was der Mann da macht. Ständig Kohlen schleppen geht auf den Rücken. Aber er muss es machen. Vielleicht muss er eine Familie damit ernähren.

Der Mann sieht aus wie mein Opa mit seinem Hut.

Diese Arbeit gibt es noch heute in Berlin. Die Kohlenhändler kommen mit dem Transportfahrzeug. Dann laden sie die Kohlen auf den Rücken und schleppen sie in den Keller. Ich sehe, wenn ich in meinem Garten in Schöneweide bin, den Männern oft zu, wenn sie die Kohlen bringen.

Vicky, BQ 66e

 

 

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August Sander: Boxer, 1929

Das Foto, auf dem zwei Boxer abgebildet sind, gefällt mir, denn ich mag Boxer und den Sport Boxen.
Boxer sehen immer irgendwie gut aus, auch wenn diese auf dem Foto nicht so angezogen sind wie es heute üblich ist. Die Schuhe gefallen mir nicht so besonders.

Der kleinere von beiden, der ein bisschen dicklich ist, lacht, als wäre er sehr glücklich mit diesem Sport. Ob er Profiboxer ist, also beruflich, weiß ich nicht.

Der andere, der so aussieht wie ein Kickboxer, könnte auch sein Manager sein. Der macht auf mich so eine ernste und geschäftliche Miene. Vielleicht ist er aber nur ein ernsthafter Typ.

Der Boxer, der so lustig lacht, ist wie ich. Darum ist er mir irgendwie symphatisch. Er ist vielleicht auch so gut drauf wie ich es oft bin.

Die Boxer freuen sich darüber, dass sie fotografiert werden.

Mathias D., BQ 66

 

 


 

 

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August Sander: Jungbauern, 1914

Ich finde das Foto mit den Jungbauern gut. Sie sehen sehr schick aus. Normalerweise sehen Bauern anders aus. Aber diese arbeiten gerade nicht. Sie gehen vielleicht zum Dorftanz.

Beim Fotografiertwerden denken sie:
´Müssen wir noch lange so stehen? Das ist so anstrengend. Aber wir sind ganz lässig. Wir haben ja heute was vor.´

So wie sie da stehen sehen sie locker aus, aber in Wirklichkeit müssen sie als Jungbauern wohl hart arbeiten. Ihre Arbeit ist anstrengend. Sie sehen irgendwie witzig, aber auch ganz korrekt aus.

Wir haben Vieles gemeinsam: Ich sehe auch meistens schick aus. Ich kleide mich ordentlich so wie die. Ich glaube, sie arbeiten hart, aber ich arbeite auch hart.

Veit, BQ 66e

 

 

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August Sander: Polizeibeamter. Der Herr Wachtmeister, 1925

Dieses Foto gefällt mir sehr gut. Der Mann auf dem Foto sieht aus als sei er mit seinem Beruf als Polizeibeamter sehr zufrieden. Auffallend ist sein witziger Schnurrbart. Es sieht aus, als hätte er ihn langgezogen und mit Haarspray gefestigt. In seiner Uniform sieht er selbstbewusst aus.

Ich gebe diesem Menschen einen Steckbrief:

Alfred Hubert war 62 Jahre alt und lebte mit seiner Ehefrau in Köln. Die Kinder sind erwachsen und aus dem Haus. Alfred Huber war ein mutiger Mann. Er gab sein Leben für den Schutz der Stadt her. Das machte ihn glücklich. Sein Gesichtsausdruck sagt kurz und knapp: „Wer Böses tut, wird von mir verhaftet." Er leistete gute Arbeit. Oft machte er seinen Dienst auf dem Pferd.

Auch heute noch gibt es Polizisten auf Pferden, aber meistens fahren sie mit ihren Autos herum. Ob sie damit erfolgreicher sind, ist die Frage.

Mein Cousin arbeitet auch bei der Polizei. Er will auch, dass das Gesetz eingehalten wird.

Sebastian, BQ 66e

 

 

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August Sander: Der Pianist [Max van de Sandt], um 1925

Ich mag das Foto mit dem Pianisten. Er ist ein kleiner Mann, der Großes leistet.

Ich schätze, er ist 1,60 m groß, aber er wirkt größer, weil er diesen hohen Hut aufhat und einen langen Mantel trägt.

Der Mann hat Freude am Klavier spielen, darum schaut er leicht lächelnd in die Kamera. Er kann sich bei Konzerten und zu Hause mit seiner Musik entspannen. Vielleicht ist er ein berühmter Pianist oder er verdient sein Geld mit Klavierunterricht, oder beides. Er schaut ernst, aber auch schmunzelnd in die Kamera. Es macht ihm Spaß, dass er fotografiert wird.

Ich kann selbst Klavier spielen und habe schon mal bei einem Kinderkonzert vorgespielt. Ich mag das Instrument.

Wenn ich das Foto anschaue, bewundere ich ihn. Mit seinen kurzen Beinen sieht er lustig aus. Man weiß nicht, ob er verheiratet ist. Ich würde ihn nehmen.

Anne, BQ 66 e

 

 


 

 

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August Sander: Zirkusartistin, 1926-1932

Wenn ich dieses Foto ansehe, muss ich an die Türkei denken und höre dabei im Kopf die Melodie von türkischer Musik. Denn dieses Kostüm, das die Frau trägt, sieht so orientalisch aus.

Ich glaube, dass diese Frau ihren Traum lebt. So selbstbewusst wie sie ihr Kostüm trägt, so stolz wie sie den Schmuck präsentiert, der nicht unbedingt zu einer Artistin gehört, zeigt mir, dass sie diese Sachen gerne trägt.

Sie macht einen romantischen Eindruck auf mich, der bestimmt mit ihren Vorführkünsten zusammen hängt. Die Hand, die den Perlenschmuck hält, drückt Eleganz aus.

Heutzutage sehen Artisten etwas anders aus. Die Kostüme sind meistens freizügiger, um die Zuschauer anzulocken, die Gesichter stärker geschminkt, um aufzufallen.

Für mich wäre dieses Zirkusleben nichts, ständig von Stadt zu Stadt, von Land zu Land zu reisen. Man lernt zwar Leute kennen, aber man hat nie ein richtiges Zuhause. Ich reise zwar auch gerne, aber ich will mich immer auf zu Hause freuen können.

Aber hin und wieder einen Zirkus zu besuchen finde ich sehr schön.

Sarah, BQ 66 e

 

 

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August Sander: Zöllner, 1929

Das Foto gefällt mir, weil die beiden wie 'Dick' und 'Doof' aussehen.

Der Gesichtsausdruck der Männer sagt mir, dass sie von der Arbeit abgehalten wurden und jetzt leicht sauer sind. Außerdem denken sie wohl gerade: 'Warum werden wir eigentlich fotografiert? Wir sind doch nur einfache Zöllner'. Dafür müssen sie auch noch so lange stehen. Aber ein bisschen stolz sind sie doch.

Die Arbeit hat sie geprägt. Sie müssen immer wachsam und ruhig sein. Die beiden sehen etwas gestresst aus.

Heutzutage haben die Zöllner andere Uniformen, und sie haben ein Zollhäuschen, wo sie sitzen und sich mal ausruhen können.

Rene W., BQ 66

 

Die aufgeführten Texte wurden von unseren Schülern in den letzten Jahren erstellt, einige wurden bereits auf der Namensgebungsfeier am 24. November 2004 vorgetragen.

Bildnachweis
© Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur – August Sander Archiv, Köln; VG Bild-Kunst, 2013